Einbau eines Seitenfensters in den Camper
Bei der Planung unseres Camperlayouts und der Gestaltung des Innenraums war uns schnell klar, dass wir gerne einen hellen Camper haben möchten. Die gesamte Gestaltung ist somit auf helle, freundliche Farben und möglichst viel Licht ausgelegt worden. Der von uns gekaufte Citroen Jumper hatte außer den Fenstern im Fahrerhaus keinerlei weitere Lichtquellen für Tageslicht. Wir wussten somit von Anfang an, dass wir einige Lichtquellen einbringen werden. Mindestens 2 Dachluken und der Einbau eines Seitenfensters waren geplant. Außerdem wollen wir die Trennwand, die ebenfalls keine Fenster besaß, entfernen um das Licht vom Fahrerhaus in den Campervan zu lassen.
In diesem Artikel möchten wir Schritt für Schritt beschreiben wie wir den Einbau eines Seitenfensters in den Camper durchgeführt haben und was es dabei zu beachten gab. Den Einbau der beiden Dachluken beschreiben wir in unserem Artikel Einbau von Dachfenstern in den Camper.
Gründe für die Auswahl des Dometic S4 Ausstellfensters
Wie bereits beschrieben wollten wir Licht in den Campervan bekommen. Daher schien ein Fenster mit klarer Fensterfläche für uns am geeignetsten. Es gibt Anbieter die getönte Fenster anbieten. Diese haben den Vorteil, dass man von außen weniger gut in den Camper blicken kann. Leider haben sie aber auch die Eigenschaft, dass sie weniger Licht hineinlassen. Das kann im Sommer zwar für die Wärmeentwicklung im Fahrzeug von Vorteil sein, jedoch um Licht in den Camper zu bekommen ist dies eher nachteilig.
Ein Pluspunkt des Dometic Ausstellfensters ist, dass es bereits eine Verdunklungsblende sowie einen Insektenschutz mit sich bringt. Bei anderen Herstellern hätte man dieses als Zubehör zusätzlich kaufen müssen. Auch die Doppel-Acrylverglasung finden wir zum Zwecke der Isolation von Vorteil. Somit fiel unsere Wahl letztendlich auf das Dometic S4 Ausstellfenster* in den Maßen 1000x450mm.
Vorbereitung zum Fenstereinbau
Als erstes haben wir die Fläche, an der das Fenster später eingebaut werden soll, gereinigt, damit das Klebeband oder ähnliches gut darauf haften kann. Klebeband ist notwendig, um den Lack beim Aussägen des Ausschnitts nicht mit dem Werkzeug zu beschädigen. Bei Verwendung beispielsweise einer Stichsäge kann es sonst durch dessen metallische Fußplatte schnell zu unschönen Kratzern oder Beschädigungen kommen. Dieses gilt es unbedingt zu vermeiden.
Die Schablone
Im nächsten Schritt haben wir eine Schablone aus Pappe erstellt, welche die Größe des späteren Ausschnitts hat. Hierfür haben wir die Einbaumaße des Fensters aus der Einbauanleitung entnommen. Durch Verbinden der Diagonalen miteinander haben wir die Mitte der Schablone markiert. Dieses wird in einem der nächsten Arbeitsschritte wichtig werden.
Der Innenrahmen
Fenster, wie das von uns ausgewählte Ausstellfenster Dometic S4, werden herstellerseitig für eine Wandstärke von 26mm ausgelegt. Das Blech unseres Kastenwagens ist jedoch nur 1mm dick. Dadurch ist es notwendig einen Innenrahmen für das Fenster zu bauen, um auf die für den Einbau erforderliche Wandstärke von 26mm zu kommen. Der Innenrahmen wird später zur Befestigung des Fensters zwischen Blech und Fensterinnenteil positioniert.
Wir haben uns beim Bau des Rahmens für Birke Multiplex entschieden. Es ist ein formstabiles Holz und lässt sich gut verarbeiten. Die Dicke des Holzrahmens musste im Übrigen 25mm betragen. Ist er dünner kann es später zu Undichtigkeiten kommen. Nach Fertigstellung des Rahmens ist es ratsam zu prüfen ob dieser auch um das Fenster passt. Bei uns hat er gepasst!
Positionierung des Fensters vornehmen (innen und außen)
Im Kastenwagen gibt es kaum gerade Flächen. Unserer Erfahrung nach ist einfach alles schief, hat Radien oder windet sich von einer Freiformfläche in die Nächste. Das macht es nicht unbedingt einfacher die richtige Position des Fensters zu ermitteln. Wir haben die erste Positionierung von innen vorgenommen, da dort diverse Holme verlaufen die man von außen jedoch nicht sehen kann.
Nachdem wir im Inneren eine Position gefunden hatten mussten wir versuchen eine markante Stelle (z.B. eine Falz im Blech) zu finden, welche auf der Außenseite des Kastenwagens ebenfalls sichtbar ist. Durch Messen hatten wir dann geprüft ob die innen gefundene Position auch auf der Außenseite des Kastenwagens gut aussieht und passt. Als wir uns relativ sicher waren hatten wir ersteinmal innen die Schablone angebracht und durch dessen Mittenmarkierung eine Probebohrung durchs Blech vorgenommen. Falls wir noch nicht die richtige Position gefunden hätten wäre es an dieser Stelle nicht so schlimm, weil das Stück Blech später ohnehin zum Einbau des Fensters entfernt wird.
Mit Hilfe der Bohrung konnten wir auf der Außenseite des Fahrzeugs ganz schnell die Mitte der Schablone positionieren. Hier haben wir nochmals die Position des Fensters auf der Außenseite überprüft und die Schablone am Fahrzeug ausgerichtet. Wie bereits geschildert, es gibt leider bei den üblichen Kastenwagen wenig gerade Flächen an denen man sich orientieren kann. Wenn man das Fenster gerade zum Fußboden ausrichtet kann es am Fahrzeug mitunter schief sein. Daher haben wir uns an einer Blechfalz an der Außenseite orientiert und versucht die Schablone so parallel wie möglich dazu auszurichten. Zusätzlich haben wir noch mehrfach die Position von innen und außen überprüft damit später auch wirklich alles passt und gut aussieht.
Vorbereitung des Ausschnitts
Durch die Schablone konnten wir sehr gut erkennen wie groß der benötigte Fensterausschnitt sein wird. In den Bereichen rund um den Ausschnitt haben wir großzügig Klebeband aufgeklebt um den Fahrzeuglack zu schützen. Die abgeklebte Fläche war dabei etwas breiter als die Fußplatte unserer Stichsäge.
Im Anschluss sind die Maße von der Schablone von uns auf das Klebeband übertragen worden. Unser Fenster hat Radien an den Ecken, daher haben wir dort auch die entsprechenden Radien auf das Klebeband übertragen. Zur Sicherheit haben wir alle Maße nochmals am Fenster überprüft. Nichts ist schließlich ärgerlicher als ein zu großer Fensterausschnitt in dem das teuer gekaufte Fenster nicht eingebaut werden kann.
Das Fahrzeugblech ist herstellerseitig durch mehrere Arbeitsschritte gegen Korrosion geschützt. Wenn man ein Loch in das Blech schneidet zerstört man diese Schutzschichten. Besonders die umherfliegenden Späne können sich in den darunterliegenden Teilen absetzen und dort auf Dauer die Korrosion fördern. Daher haben wir so gut wie möglich die Holme abgeklebt und eine Abdeckfolie im Innenraum angebracht, welche die Späne auffangen sollte.
Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt angelangt. In vielen Ausbaublogs und Videos ist es bereits beschrieben, die Späne werden verdammt heiß! Wir konnten uns selbst davon überzeugen und es hier bestätigen. Die Späne werden extrem heiß und man kann sich wunderbar an ihnen verbrennen. Daher haben wir langärmlige Kleidung, Handschuhe und eine Schutzbrille angelegt um uns bestmöglich zu schützen. Dies können wir euch nur empfehlen.
Einbringen des Ausschnitts
Die Mittelpunkte der Eckradien haben wir als Erstes mit einem kleinen und dann einem größeren Metallbohrer vorgebohrt. Als Nächstes haben wir mit Hilfe eines Stufenbohrers* die passenden Radien für das Fensters in das Blech gebracht. Die vier eingebrachten Radien sind im Anschluss von uns durch gerade Schnitte mit einer Stichsäge verbunden worden. Auch wenn das Blech des Vans nur 1mm stark ist, ist es dennoch sehr stabil und die Schnitte sind lang. Daher empfehlen wir Euch ein qualitativ hochwertiges Metallsägeblatt für eure Stichsäge zu kaufen. Anderenfalls kann es passieren das ihr bei dieser Arbeit keine Freude haben werdet. Uns wurde dieser Rat auch gegeben, wir haben ihn befolgt und das Sägen verlief reibungslos.
Damit das Blech während des Sägens weniger stark umherwabbelt haben wir die Blechseiten mit Panzertape an der Außenwand des Fahrzeugs befestigt.
Nachdem der Ausschnitt eingebracht wurde sind die Schnittkanten noch entgratet worden damit diese nicht scharfkantig sind. Um die richtige Größe des Ausschnitts zu prüfen sollte das Fenster an dieser Stelle probeweise eingebaut werden. Wenn alles passt kann der letzte Schritt erfolgen. Dieser ist die Schnittkanten gründlich zu reinigen und sie zu lackiert um Korrosion an diesen Stellen zu verhindern.
Einbau Innenrahmen und Fenster
Nachdem der Rostschutzlack getrocknet ist müssen die Dichtflächen am Fahrzeug und am Fenster gründlich gereinigt werden, damit sich weder Verschmutzungen noch Staub auf den abzudichtenden Flächen befinden.
Montage des Holzrahmens
Um nun alle Einzelteile zusammenzufügen haben wir zunächst auf einer Seite des Holz-Innenrahmens Sikaflex 252i* aufgebracht. Diese Seite wird an die Karosserie geklebt. Um die richtige Position des Rahmens zu finden haben wir das Fenster als Hilfe verwendet. Dazu haben wir das Außenteil des Fensters durch den gesägten Ausschnitt gesteckt, den Holzrahmen von innen gegengelegt und schließlich das Innenteil des Fensters aufgesteckt und mit dem Außenteil provisorisch verschraubt. So sind alle Teile in der richtigen Position zueinander und der Rahmen wird sauber gegen das Blech gepresst. Den Kleber des Holz-Innenrahmens haben wir dann ca. 24 Stunden trocknen lassen.
Eindichten des Fensters
Im letzten Arbeitsgang muss nun das Außenteil des Fensters abgedichtet und fest mit dem Innenteil verbunden werden. Hierfür bietet sich die Verwendung des dauerelastischen Dichtmittels Dekaseal 8936* an, welches speziell für diese Anwendungsfälle geeignet ist. Gebt daher wie in der Einbauanleitung des Fensters angegeben eine großzügige Menge Dekaseal auf die Dichtflächen des Fensters. Arbeitet hierbei zügig, da das Dekaseal nach einiger Zeit eine Haut bildet und die Haftwirkung dadurch schlechter werden kann. Achtet darauf eine durchgängige „Wurst“ von dem Deaksael aufzutragen. Nur so kann das Dichtmittel gut abdichten. Eine vernünftige Kartuschenpresse und das Erwärmen des Dichtmittels erleichtert das Auftragen übrigens immens.
Einsetzen des Fensters
Beim Einsetzen des Fensters benötigt ihr mindestens eine Person die das Fenster von außen sicher und ohne das Dichtmittel zu verschmieren in den Ausschnitt setzt. Bei uns waren durch die Größe des Fensters 2 Personen notwendig. Ist das Fenster im Ausschnitt positioniert ist es sinnvoll, wenn eine Person das Fenster weiterhin von außen festhält und die zweite Person vom Inneren des Fahrzeugs aus den Innenrahmen mit dem Außenrahmen verbindet. Die Dichtmasse sollte durch das Verschrauben des Außen- und Innenteils des Fensters an die Außenwand des Fahrzeugs gezogen werden und somit alles bestmöglich abdichten. Überquellendes Dekaseal welches aus dem Spalt herausgedrückt wird könnt ihr nach der Trockenzeit problemlos abziehen.
Ist das Fenster dicht?
Nach einer Trocknungszeit von mindestens 24 Stunden könnt ihr die Dichtheit des Fensters prüfen. Wir haben hierzu eine Gießkanne verwendet und Wasser über die Übergänge zwischen Karosserie und Fenster laufen lassen. Unser Fenster war zum Glück beim ersten Versuch dicht. Solltet ihr feststellen, dass an irgendeiner Stelle Wasser durch die Verbindung kommt hilft es leider nicht die Stelle irgendwie provisorisch abzudichten. Wir empfehlen hier das Fenster komplett zu lösen. Das Dekaseal komplett zu entfernen und die Dichtflächen nochmal zu reinigen. Deakseal lässt sich recht einfach entfernen, vorallem wenn es bereits getrocknet ist. Reste lassen sich unkompliziert mit Bremsenreiniger abwischen. Im Anschluss muss dann die gesamte Prozedur zum Eindichten wiederholt werden.
Hinweis:
Bei den mit (*) markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Wenn Du einen Artikel über diesen Link bestellst, dann ändert sich für Dich nichts (der Preis bleibt beispielsweise der selbe) – wir bekommen jedoch eine kleine Provision. Damit unterstützt Du uns und unseren Blog.